Wenn dir das Leben den Boden unter den Füßen wegzieht: 11 selbstfürsorgliche Impulse für den Umgang mit schweren Nachrichten
An manchen Tagen starten wir nichtsahnend in unseren Alltag und mit einem Mal ist alles anders. Wir erhalten plötzlich aus heiterem Himmel eine Hiobsbotschaft, die uns aus unserem geschäftigen Tun reißt und unser Gedankenkarussell in Maximalgeschwindigkeit lossausen lässt. Solche schlimmen, existentiellen Nachrichten wie eine Krankheitsdiagnose einer lieben Person oder der Tod eines nahestehenden Menschen lässt mit einem Mal unsere Welt still stehen. Uns überkommen Verlustängste, wir fühlen uns ohnmächtig. Auch, wenn sich im Gefühlstsunami nichts mehr wie zuvor anfühlt, kannst du dich selbst unterstützen wieder Hoffnung und Halt zu finden.
Im folgenden Artikel gebe ich dir 11 Impulse mit auf deinen eigenen Weg, wie du in solchen Situationen wieder Halt finden kannst, wenn es dir den Boden unter den Füßen wegzieht und dein Gefühlschaos völligen Stillstand in dir verursacht.
Und wenn ich dir kurz spoilern darf: Es geht in diesem Artikel nur um dich und deine Gefühle. Dass du sie nicht wegschiebst, sondern mit ihnen gehst.
Die Inhalte dieses Blogartikels:
Es gibt Momente im Leben, in denen uns eine schwere Krankheits- oder Todesnachricht wie aus dem Nichts aus unseren Plänen reißt. Wir haben uns vielleicht gerade noch gedacht, dass heute ein besonders schöner Tag ist und mit einem Mal ist durch eine Hiobsbotschaft alles anders: Ein Telefonat, das Läuten an der Haustüre, ein Gespräch. Vielleicht ein Telefonanruf zu einer Uhrzeit, die nichts Gutes vermuten lässt. Wie vom Blitz getroffen fühlen wir uns ohnmächtig zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit hin- und hergeworfen und mit allerlei existentiellen Fragen konfrontiert.
Wir sind verletzlich, weil wir lieben. In diesem Gefühlszustand trifft es uns ganz besonders, wenn eine schwere Nachricht in uns einen inneren Tsunami auslöst. Wir spüren, dass wir das, was uns wichtig ist, vermutlich verlieren werden oder im Augenblick der Nachricht bereits verloren haben und es (noch) nicht begreifen können. Wichtig ist es, anzuerkennen, dass diese Emotionen eine normale Reaktion unserer Seele sind – und dass es gut so ist, dass wir sie fühlen.
Los geht’s! Hier kommen meine 11 Impulse für dich, wie du mitfühlend und selbstfürsorglich Halt finden kannst, wenn eine schwere Nachricht dein inneres Gedankenkarussell in Bewegung setzt:
1. Gedankenwirrwarr zulassen
Fühle deine Gefühle wie sie zu dir kommen: Gefühle sind wie Hinweisschilder auf unserer Straße des Lebens. Du kannst es dir so vorstellen: genauso wie uns auf einer Bundesstraße eine Geschwindigkeitsbegrenzung daran erinnert, mal wieder etwas herunterzubremsen und innezuhalten oder auf einer Autobahn ein braunes Kulturschild darauf hinweist, dass es hier etwas Besonderes zu sehen gibt, so kannst du auch deine Gefühle betrachten. Sie sind Reaktionen deines Körpers, was in unserem Innersten vor sich geht. Sie möchten dir etwas sagen und werden sich ziemlich sicher wieder hinten anstellen, wenn du sie missachtest.
Bei bleischweren Nachrichten, die sich anfühlen, als würde sich der Boden unter uns auftun, überwältigt uns ein ganzer Cocktail an Empfindungen. Die Angst vor dem Loslassen-Müssen, Zukunftssorgen, Gefühle des Verlassen-Seins, finanzielle Belastungen und viele viele mehr. Gefühle sind zum Fühlen da. Auch, wenn das in vielen Situationen nicht einfach ist. Verdränge diese Hinweise nicht.
2. Den Tornado beobachten
Wenn es dir zu viel wird und du das Gefühl hast irre zu werden, stell dich in den Sturm. Sprichwörtlich und ernst gemeint. Vielleicht hilft es dir einfach ohne Anspruch auf jegliche Struktur deine Gedanken auf ein Blatt Papier zu schreiben und am Ende dieses Papier zu zerknüllen und wegzuwerfen. Du kannst es auch verbrennen und deine Gedanken so an das Höhere freigeben. Ich spreche an dieser Stelle bewusst von freigeben oder abgeben, denn das bringt uns in eine aktive Haltung. Loslassen hat im Gegensatz etwas Passives, das uns ereilt und zu etwas zwingt. Etwas freizugeben lässt uns handlungsfähig und offenen Geistes sein.
Möglicherweise ist dein Gefühlssturm auch eine Mischung aus unterschiedlichen Sorgen zur aktuellen Situation der schweren Nachrichten und vermengt mit Herausforderungen aus einem anderen Lebensbereich (oder mehreren). Der Nebel um uns herum verquirlt oft Vieles, was in uns als wilder Gefühlsmix hochgespült wird.
Horche in dich hinein (regelmäßig und ehrlich!), ob du diese vielen verschiedenen Gedanken alleine sortieren kannst oder ob du dir Unterstützung suchen willst. Auf jeden Fall haben alle Emotionen ihre Berechtigung. Dabei gilt es jedoch auch die Balance zu bewahren und Extreme zu vermeiden.
3. Mach’s dir bequem
Wörtwörtlich gemeint: mit wärmenden Socken, einem Tee und deiner Lieblingsdecke auf der Couch. Oder nimm ein warmes Bad, das dich für den Moment einhüllt. Binde dir einen Schal um den Nacken, das kann Sicherheit in einer sensiblen Zone spenden, in der wir uns von „hinten angegriffen“ fühlen. Mach dir eine Wärmflasche (oder zwei) und zieh deinen kuscheligsten Pulli an, den du im Schrank hast. Hast du ein Tier? Dann kuschel dich an deinen Hund oder streichele sanft deine Katze. Lege dich im Sommer in deinem Garten ins Gras, auf eine Blumenwiese oder in die Hängematte. Schließe die Augen und lass die Sonne auf deine Haut scheinen. Auch, wenn es im Moment eine schwierige Lebensphase ist und du kein sonniges Gemüt verspürst, die Sonne wärmt dich und spendet nebenbei Vitamin D, das dein Immunsystem unterstützt.
4. Sorge gut für dich
Selbstfürsorge ist in solchen Momenten das A und O. Termine, die aufschiebbar sind, können warten – auch, wenn das deinen Terminplan der nächsten Woche(n) durcheinander würfelt. Sehr viele der vermeintlichen Verpflichtungen haben keine starre, unverrückbare Notwendigkeit. Mach dir bewusst, dass du und deine Gedanken, deine Seele und dein Herz jetzt an alleroberster Stelle stehen.
Wir neigen dazu, uns selbst gegenüber streng und selbstkritisch zu sein und übersehen dabei, dass wir selbst Mitgefühl verdient haben. Vor allem, wenn es uns selbst nicht gut geht. Wäre es nicht schön, wenn wir uns in rabenschwarzen Zeiten mit etwas mehr Empathie, Sensibilität und Geduld begegnen könnten?
Die Bewältigung einer Situation, in der die Endlichkeit des Lebens spürbar wird, kostet Kraft. Wir fühlen uns erschöpft, weil unser Körper sehr viel Anstrengung aufbringt, die Seele wieder in ein Gleichgewicht zu bringen.
Dein seelischer Zustand schwächt deine Immunabwehr. Sämtliche Erreger haben ein leichtes Spiel durch die offene Haustüre zu schlüpfen. Schlafe viel, nimm Vitamine zu dir oder mixe dir einen nährstoffreichen grünen oder beerenfarbenen Smoothie. Vielleicht hast du ein pflanzliches Präparat, das dir sonst im Alltag auch gut tut, dann kannst du dein Immunsystem damit eine zeitlang boostern. Ich erinnere mich, dass ich in solchen Phasen öfters krank wurde, obwohl ich nicht übermäßig viel mit Menschen (und damit auch nicht mit Viren oder Bakterien) in Kontakt kam oder mich beim Draußensein verkühlt hatte. Ich wurde krank, weil mein Körper seine Selbstheilungskräfte gerade an anderer Stelle brauchte. Nämlich tief drin in der Seele – und nicht am Haupteingang für fremde Eindringlinge.
Ich möchte dich ermutigen, dir in solchen schweren Zeiten Raum für dich und dein Innerstes zu schaffen. Lass Erwartungen, den Putzplan oder deine Todo-Liste links liegen. Kommuniziere, dass du dich diesmal nicht stark genug fühlst beim Verwandtschafts-Pflichtbesuch mit von der Partie zu sein.
Gerade an Tagen unter Menschen ist es nicht leicht, dich mit deinem inneren Gefühlschaos nicht selbst zu verlieren. Während die Gedanken an die Krankheit oder den bevorstehenden Tod eines Menschen durch deine Zellen rauschen und ihr Unwesen treiben, darfst du dir bewusst Momente schaffen, die dir nicht noch zusätzlich Kraft rauben. Welche Rituale von dir kannst jetzt „anzapfen“, die dir gut tun?
5. Erinnere dich an deine Routinen
In Momenten, in denen sich unser Leben leicht anfühlt, stehen wir in unserer Kraft. Wir fühlen uns in unserer Mitte. Oft tragen uns unsere ganz individuellen Routinen durch diese „guten Zeiten“ – ohne, dass wir uns der Routinen konkret bewusst sind. Erinnere dich in „mageren Jahren“ an deine „fetten Jahre“.
Auf welche Art und Weise sorgst du für dich?
Wie schaffst du dir in angenehmen Zeiten Struktur für deinen Tag?
Was trägt dich, wenn du Phasen hast, in denen alles gut von der Hand geht?
Hast du bestimmte Rituale, die dir helfen ins Tun zu kommen?
Sicher hat jede und jeder von uns hierzu unterschiedliche „persönliche Helferleins“. Vielleicht ist es für dich die morgendliche 5-minütige Meditation, das Spazierengehen und in der Natur sein oder Freunde treffen, um Werte von Gemeinschaft, Austausch und Zusammenhalt zu erfahren. Eventuell ist dir sonst wichtig ins Tun zu kommen oder im Tun zu sein. Dann ist anpacken eine gute Möglichkeit: Keller ausmisten, einen Raum in deiner Wohnung renovieren, Wände streichen, dich beim Sport auspowern. Möglicherweise ist es aber auch schlafen, wenn du spürst, dass dein Körper erschöpft ist und in Ruhe Kraft tanken möchte, da er sonst deine Verpflichtungen im Alltag nicht bewältigen kann. Versuche dir einen inneren Ort zu kultivieren, an den du immer wieder zurückkommen kannst, wenn dich der Gefühls-Tsunami überrollt.
Und dennoch: Überfordere dich nicht und tu auch hier nur das, was dir gut tut. Das Leben ist keine Challenge – schon gar nicht im Vergleich wie andere ihre Themen meistern. Und die haben wir alle.
6. Besuche Mutter Natur und erde dich
Mutter Erde ist immer für uns da. Sie trägt uns und hat die Kraft, egal wo wir uns befinden, uns wie eine nährende Mutter in ihren Schoß aufzunehmen. Auch, wenn es dir ungewohnt oder komisch erscheint, lege dich mit dem Rücken auf Mutter Erde oder gehe barfuß über den Waldboden. Erde dich und schaffe so viel Verbindung wie möglich zum Boden. Spreize deine barfüßigen Zehen und setze Zehe für Zehe langsam nacheinander auf den Boden. Was sich für dich in dem Moment eventuell komisch anfühlen könnte, ist beim Yoga eine gängige Praxis. Lass dich inspirieren!
Leg dich im Sommer ins Gras oder in deinen Garten. Im Winter kannst du dich dick eingepackt mit einer Jacke (die nicht gerade deine beste und teuerste ist) auf den Waldboden legen oder in den Schnee wie ein Schneeengel.
Visualisiere dir, dass von deinem Körper tausende Kabel in die Erde führen. Atme tief ein und etwas länger aus und gib all die Energie, die dich belastet an die Erde ab. Mutter Erde ist bereit sie zu empfangen, sie dir abzunehmen. Sie trägt dich in Geborgenheit.
“Psychologen raten: Wenn es dir schlecht geht, geh spazieren. Wenn es dir dann nicht besser geht, geh weiter”, sagt Daniel Kaptain. “Am besten ohne Handy – die Natur wahrnehmen, die Luft, die Temperatur.” (Quelle SZ-Magazin 01.01.2023).
7. Mach dir bewusst, dass alles vergänglich ist
Auch dein Gedankenkarussell. Der windige Gedankensturm wird ein paar Stunden oder Tagen (oder manchmal auch erst Wochen) abflauen. Die Zeit bis dahin droht manchmal zwar kaum aushaltbar zu sein, aber der Sturm wird weniger werden und dann kannst du kurz durchatmen.
Denke nicht nur an die nächste Welle. Versuche deinen Fokus darauf zu legen, dass diese jetzige Welle – so traurig du dich jetzt gerade auch fühlen magst – vorbeigehen wird.
8. Sei wütend
Sei empört, dass DIR das passiert. Lass deine Wut heraus. Dass du das so nicht willst, dass dir das gerade passiert. Weine. Schreie. Das gehört dazu, beim Verarbeiten.
Du kannst dazu in ein kleines, einsames Waldstück oder ein entlegenes Areal in deiner Nähe gehen und einfach einen lauten Schrei in den Himmel entsenden. Geh dorthin, wo es dich hinzieht und wo du dich unbeobachtet fühlst.
Vielleicht wirst du feststellen, dass du beim Schreien keinen Ton herausbringst. Dann setze dich nicht unter Druck. Vielleicht haben deine Emotionen gerade beschlossen sich dir anders mitteilen zu wollen.
Wut, Schmerz und Zorn sind ganz normale, jedoch auch starke und aufbrechende Emotionen, die sich im Prozess einer Verlustbewältigung zeigen. Gleichsam sind Wut, Zorn und Aggression Gefühle, denen mach sich nicht gerne stellt.
Auch die Nachricht über eine schwere Krankheit kann eine Verlustbewältigung sein, weil das Gedankenkarussell unweigerlich die Folgen aufdeckt, die eine Krankheitsdiagnose mit sich bringt. So zeigt sich eine Art vorgezogene Trauer, dass man möglicherweise bald jemanden verabschieden soll, der jetzt gerade aber noch lebt. Das macht hilflos im inneren Gefühlssturm.
Nicht nur kulturelle Redewendungen wie „Es schnürt mir die Luft ab“ oder „Es liegt mir wie ein Stein auf der Brust“ zeigen, dass Emotionen mit Organen in Verbindung stehen. Laut der TCM sind unsere sieben Emotionen (Freude, Zorn, Traurigkeit, Sorge, Nachdenklichkeit, Angst und Schock) mit unseren Organen verbunden. So wird der Lunge das Gefühl von Freiheit zugeordnet. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass sich schwere Emotionen, wie Trauer oder Kummer gesundheitlich auf die Lunge legen können. Hier helfen dir Atemübungen oder eine bewusst aufrechte Haltung.
Im Modell der vier Trauerphasen der Schweizer Psychologin Verena Kast ist die Wut ebenfalls integriert. Wenn dich dieses Modell näher interessiert, kannst du hier Details nachlesen. Die vier Trauerphase, die keinem festen Ablauf folgen, lauten:
Nicht-Wahrhaben-Wollen
Aufbrechende Emotionen (hier findest du die Wut)
Suchen und Sich-Trennen
Neuer Selbst- und Weltbezug
9. Tausche dich mit einer Vertrauensperson aus und zeige deine Gefühle
Rede, wenn dir danach ist. Äußere das, was dir Angst macht. Auch, wenn du das Gefühl hast, dass du dich noch nie in deinem Leben so verletzlich und offen gezeigt hast. Das Wertvolle an engen Freundschaften oder liebevollen Beziehungen ist, dass die Beziehung zwischen zwei Menschen dann fester wird, wenn wir unser Herz öffnen und uns verletzlich zeigen. Manchmal wissen wir vielleicht von unserem Gegenüber gar nicht, dass er auch schon einmal in einer schweren Situation war. Das schafft Verbindung.
Wenn du nicht weißt, wie du mit deiner Freundin, deinem Partner, deinem lieben Menschen, der sich Zeit für dich nimmt, darüber sprechen sollst, habe ich hier ein paar Impulse für dich:
”Ich hab das Gefühl, ich komm' da nicht alleine durch. Kannst du für mich zur Unterstützung da sein?”
”Ich weiß gerade eigentlich gar nicht was ich sagen soll oder wie ich meine Gefühle ausdrücken kann, aber mir geht es nicht gut. Die Nachricht hat mich überrollt. Hast du ein paar Worte für mich, die mir vielleicht helfen?”
”Ey, ich fühle mich gerade wie durch die Mangel gezogen. Ich weiß gar nicht wie ich damit zurechtkommen soll. Warst du auch schon einmal in so einer Situation?”
Wahrscheinlich wirst du auch mit Antworten wie „Du wirst sehen, das wird schon wieder werden.“ oder „Hey, morgen ist ein neuer Tag.“ konfrontiert. Solche Floskeln sind in der Regel wenig hilfreich, zeigen aber auch, dass unser Gegenüber genauso verunsichert ist, wie du selbst.
Menschen, denen du wichtig bist, werden sich bemühen dem Hilfegesuch von dir liebevoll zu begegnen. Gib ihnen diesen Vertrauensvorschuss, wenn du dir sicher bist, dass du dich ihnen öffnen möchtest.
10. Klebe nicht an der Frage nach dem Warum
Wir Menschen sind so geprägt, dass wir auf vieles eine Antwort suchen, weil uns das Wissen um einen für uns logisch erscheinenden Zusammenhang Sicherheit gibt. Haben wir diese Ordnungsvorstellung nicht, fühlen wir uns in der Luft hängend, im Ungewissen.
Dieser Umstand lähmt und bereitet uns zusätzlich Sorge. Er kann die ohnehin schon schweren und dunklen Schatten unserer Gedankenmonster an der Wand noch größer erscheinen lassen. In diesem Zusammenhang eilt die Frage nach dem Warum sehr schnell voraus.
Warum ist gerade mir der Unfall passiert?
Warum war ich zur falschen Zeit am falschen Ort?
Warum bin ich es, die ihr Kind verloren hat?
Warum werde gerade ich mit so einem harten Schicksalsschlag bestraft?
Warum muss ich so eine schreckliche Diagnose aushalten?
Die Sinnfrage nimmt vor allem Bezug zum Außen, das wir nicht in der Hand haben. Möglicherweise ist die Herausforderung dies anzunehmen eine der größten in unserem gesamten Leben. Eine Grundfrage spiritueller Zusammenhänge – und doch wird es auf die Frage nach dem Warum keine „richtige“ Antwort geben.
11. Vertraue und sauge alle gemeinsamen Momente auf
Wenn du die Nachricht über eine Krankheitsdiagnose einer dir nahestehenden, lieben Person erhalten hast, vertraue in ihren Körper und ihre Heilungskräfte. Manifestiere dir in deinen eigenen Gedanken den Zielzustand, wie sie gesund ihren Tätigkeiten und Hobbies nachgeht. Fokussiere dich auf Werte wie Hoffnung und Zuversicht – auch, wenn dir das in diesem Moment „nicht richtig“ oder unerreichbar vorkommt.
Wie ich bereits oben bei der Frage nach dem Warum beschrieben habe, haben wir auf unser Außen nicht immer Einfluss. Diese Kenntnis tut weh. Wir können, so innig wir uns das wünschen, den Gesundheitszustand einer anderen Person nicht dahingehend beeinflussen, dass der Ursprung der Krankheitssymptome völlig eliminierbar wird. Die heutige Medizin hat sehr viele kurative Möglichkeiten, leider aber auch ihre Grenzen. Auch ich verzweifele manchmal selbst an der Frage, warum wir als Menschheit zum Mond fliegen, aber Krankheiten wie Krebs nicht heilen können.
Auch, wenn dir das esoterisch oder sehr spirituell vorkommen mag, wir wissen nicht welchen Plan das Universum [setze hier gerne dein eigenes Wort für „das Größere“ ein] mit einem anderen Lebewesen verfolgt. Folglich können und sollten wir dies auch nicht beeinflussen wollen.
Was wir aber tun können, ist, uns einen guten Umgang für uns selbst mit der jeweiligen Situation wünschen: dass wir selbst gut für uns sorgen, vertrauen, dass wir es schaffen werden und uns Freiraum für diese ungewöhnlich schwere Zeit schaffen. Ich möchte dich zum Schluss gerne noch ermutigen, ganz bewusst die LEBENSzeit in dir aufzusaugen:
Sag der erkrankten Person, wie sehr lieb du sie hast
Frag sie, wenn es sich für dich stimmig anfühlt, wie sie sich selbst mit der Nachricht fühlt.
Wenn sie es verdrängt und nicht wahrhaben möchte, lass dies so stehen und schlüpfe nicht die Rolle des Erklärenden. Nehme ihren Umgang mit der Situation für den Moment so wie es ist. Eventuell hat diese Person eine für dich nicht gut nachvollziehbare Gefühlsbiografie, die sie dazu veranlasst sich zu verschließen. Komplexe Gefühlswelten lassen sich in schweren Stunden nicht mit Ratschlägen entwirren.
Wenn die Person offen für ein Gespräch ist, sprecht über alles, was euch auf dem Herzen liegt. Das schafft Verbundenheit und Erinnerungen. Manchmal wenden sich solche Unterhaltungen zu bis dahin unausgesprochenen Dingen. Oder aber das Gespräch bleibt euch in Erinnerung. Hab keine eigene Agenda und erwarte nichts. Agiere in reiner Absichtslosigkeit und sei ganz im Moment.Sauge alle gemeinsamen Momente auf
Gemeinsame Zeit ist kostbar. Mach dir bewusst, dass unser aller Leben einmal enden wird und dass du es bist, die diese Erfahrung gerade machst. Erlebe deine Tage bewusst, gewichte deine Prioritäten möglicherweise um, fokussiere dich auf Erinnerungen, die ihr schaffen könnt. Halte dabei an Zuversicht und Hoffnung fest, dass es auch gut werden kann.Gerade an gemeinsam verbrachten Tagen oder Feierlichkeiten kannst du die Menschen um dich herum innniger „er-leben“, indem ihr euch fester umarmt, als sonst flüchtig oder euch nebeneinandersitzend in den Arm nehmt. In meinem Blogartikel, wie dir das in der Weihnachtszeit gut gelingen kann habe ich dir fünf konkrete Rituale zur Weihnachtszeit und Reflexionsfragen für dich selbst zusammengefasst. Vielleicht magst du dich ja inspirieren lassen.
Sei für dein betroffenes Umfeld einfühlsam und selbstlos da
Wenn du dich dazu in der Lage fühlst, spende Zuversicht und Hoffnung, dass Angst und Sorgen nicht Überhand gewinnen. Biete deine Unterstützung an, egal was kommen und bevorstehen mag. Das gibt Sicherheit und Urvertrauen. Ein vorgezogenes Abkommen, obwohl vielleicht nur erst einmal eine Nachricht auf dem Tisch liegt und ihr gar nicht wisst, welche Zukunftsperspektive es nach sich ziehen mag.
Ein klitzekleiner Handlungsspielraum besteht immer
Ich hoffe, meine Impulse sprechen dich an und du spürst den Handlungsspielraum, den wir auch in schweren Zeiten haben, um wieder zurück zu unserer inneren Ruhe zu finden. Ich wünsche mir für dich, dass du dunklen Momenten offen begegnen und liebevoll mit dir bleiben kannst. Fürsorglich mit sich selbst zu bleiben, gerade in familiärer oder gesellschaftlicher Erwartung, ist oft gar nicht so einfach.
Wenn du dich noch etwas tiefer einlesen möchtest oder dir Informationen zum Umgang mit einer entgültigen Nachricht im Falle einer Krankheitsdiagnose hilfreich erscheinen, empfehle ich dir das Buch „99 Fragen an den Tod“ von Prof. Dr. Claudia Bausewein und Rainer Simader. Das Buch ist mir sehr oft schon ein Helfer gewesen, in dem ich auch nur einzelne Kapitel immer wieder nachlese. Ich stelle es dir in diesem Blogartikel ausführlich vor.
Hab den Mut dich an die oberste Stelle deiner Todo-Liste zu setzen, wenn bei dir eine Nachricht einschlägt wie ein Komet und dein Herz schwer in den Seilen hängen lässt. Auch in diesen Zeiten kannst du dich selbst mitfühlend unterstützen, um dein Gedankenkarussell zu stoppen und zwischendurch immer wieder Kraft zu schöpfen.
Alles Liebe,
Deine Kathrin
Diese 11 Punkte erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen keinerlei psychotherapeutische Hilfe im Einzelfall, noch stellen sie eine dar. Sie geben dir einen ersten Überblick über die Möglichkeiten deine eigenen Ressourcen als wichtiges Tool für deine Handlungsfähigkeit einzusetzen. Wenn du dich selbst nicht stark genug fühlst oder eine dauerhaft lange depressive Verstimmung wahrnimmst (oder dir dein Umfeld dies spiegelt), suche dir bitte professionelle Hilfe.